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1. Bergers Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 270

1902 - Karlsruhe : Lang
— 270 — den Bauern Frucht wie Vieh; schon die Saat mähten sie als Futter für ihre Pferde ab. Kein Wunder, daß viele Menschen Hungers starben, daß ekelhafte Tiere, selbst Aas und tote Menschen gegessen wurden. Dagegen nahmen die Wölfe und anderes Raubzeug zu und halfen dem Krieg, die Menschen zu vernichten. Mehr denn der vierte Teil der Einwohner des Elsasses kam in dieser Zeit um. Viele Dörfer verschwanden vom Erdboden, und nur noch die Flurnamen oder alte Sagen erinnern hier und dort an ihr einstiges Dasein. Xi. Werluste zur Jeil Ludwigs Xiv. Ludwig Xiv. erhielt durch den westfälischen Frieden Metz, Tull und Verdun endgültig zugesprochen, ebenso den österreichischen Sundgau, das Amt eines Landgrafen im Ober- und Unter-Elfaß und das eines Landvogtes der zehn im Elsaß gelegenen freien kaiserlichen Städte. Das genügte aber Ludwig Xiv. nicht; er wollte nicht nur Landgraf und Landvogt unter dem deutschen Kaiser fein, es sollte das ganze Elsaß französisches Gebiet werden. Freilich schaltete und waltete er jetzt schon im Lande, als ob er der Herr wäre. Aber noch immer stand der deutsche Reichsadler über den Rathäusern, noch schwuren Rat und Bürgerschaft von Colmar alljährlich am Schwörtage Treue dem Kaiser und dem Deutschen Reiche. Das währte in Colmar bis zum 17. August 1673. Als man an diesem Tage auf dem Münsterplatz wieder dem Kaiser schwören wollte,- ließ es der Stadtschreiber von Münster nicht zu und wies daraus hin, daß Ludwig Xiv. solche Zeremonien und Gebräuche als Trotz ansfaffen könnte. Deshalb sah man davon ab, und die Bürgerschaft wurde nur auf den Znnftstuben an ihren altert Eid erinnert. Am 20. August kam der französische König über Rappoltsweiler gegen Colmar. Es war dem Rate von Colmar vorher eröffnet worden, daß der König in keine Stadt einziehe, die nicht von feinen Truppen bewacht fei. Darum möchten die Colmarer ihre Truppen während der Anwesenheit des Königs einziehen. Auch begehre er, daß die großen Kanonen abgeführt und kein Schuß getan werde. Das wurde zugestanden. Am selbigen Abende rückten 700 französische Reiter in die Stadt und nahmen alle Schlüssel der Tore, Türme, Wachtstuben und Zeughäuser weg. Und am folgenden Tag rückten mehr als 12 000 Franzosen ein, und den Bürgern wurde bei schwerer Strafe geboten, alle ihre Waffen abzuliefern. Die Franzosen leerten die Zeughäuser und führten über 700 Stück schweres Geschütz, 4000 Flinten, viele Tausend Zentner Pulver und Blei nach Breisach. Dahin zog auch der Köuig; Colmar betrat er nicht. Daraus mußten die

2. Bergers Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 247

1902 - Karlsruhe : Lang
— 247 — Hagenau, Rosheim, Oberehnheirn, Schlettstadt, Türkheim, Kayfersberg, Colmar, Münster und Mülhausen. Diese Städte standen unter dem kaiserlichen Landvogte, der seinen Sitz in Hagenau hatte. Das mächtige Straßburg, als freie Reichsstadt, stand nicht unter dem Landvogte, sondern unmittelbar unter dem Reiche. Mülhaufen trat im Jahre 1515 in die schweizerische Eidgenossenschaft und blieb bei dieser, bis es sich im Jahre 1798 unter die französische Herrschaft beugen mußte. Diese zehn kaiserlichen Städte fetzten ihren Stolz in die unverbrüchliche Treue zu Kaiser und Reich; offen und frei bekannten sie in einer Zeit, als Frankreich eben einen Teil von Lothringen losgerissen hatte, ihre Zusammengehörigkeit mit dem Reiche, wie dies aus einer Erklärung des Jahres 1557 hervorgeht: „Wir, die Städtemeister, Bürgermeister und Räte der hernachbenannten des heiligen römischen Reichs Städte, in die Landvogtei Hagenau gehörig, mit Namen Hagenau, Colmar, Schlettstadt, Weißenburg, Oberehnheim, Kay-sersberg, Münster im Gregoriental, Rosheim und Türkheim, samt und jede insonderheit, erklären hiermit öffentlich: daß wir und unsere Nachkommen nimmer zu ewigen Zeiten von der römischen kaiserlichen Majestät und dessen Nachkommen, auch nicht von dem heiligen römischen Reiche wollen dringen lassen, sondern bei demselben in allewege sestiglich, wie bisher geschehen, halten." In Lothringen ivar es zu der Zeit anders. An der Spitze des Landes stand der Herzog Friedrich Iii. Er war ein Freund und Beschützer der Städte und trat gegen den Adel streng aus, wenn er den Untertanen Übles zufügte. So konnte sich kein Kamps zwischen Adel und Bürgerschaft entspinnen. Die Adeligen zettelten aber eine Verschwörung gegen den Herzog an und trachteten, ihn gefangen zu nehmen. Einst jagte der Herzog in den Wäldern um Ranzig, wurde von der Nacht überrascht und ging in die von den Verschworenen gestellte Falle. Sie verbanden ihm die Augen, führten ihn lange im Walde hin und her und brachten ihn gegen Morgen in den Turm eines festen Schlosses. Es war nur eine Stunde von Nanzig entfernt. Der Herzog wußte nicht, wo er sich befand, auch feine Familie konnte keine Spur von ihm entdecken. Das Volk aber, das den Herzog innig liebte, gab in einem Trauerliede seinem Schmerz um den verschwundenen Herzog Ausdruck. Fünf Jahre faß er in seinem schrecklichen Verließ. Da zerstörte der Sturm einen Teil des Daches und der Mauer des Turmes. Ein Maurer sang bei der Ausbesserung der schadhaften Stelle das Lied vom verschwundenen Herzog. Friedrich sprach den Maurer an, gab ihm feinen Ring und sicherte ihm eine große Belohnung zu, wenn er ihn der Herzogin bringe und ihr miteile, wo er gefangen sei. So erfuhr man den Aufenthalt des

3. Bergers Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 226

1902 - Karlsruhe : Lang
— 226 — Weiber und baten unter Tränen ihre Männer, sie möchten sie ja nicht in die Knechtschaft der Römer fallen lassen. Die Schlacht begann. Mit Ungestüm stürmten die feindlichen Reiter gegen einander. Von den Wurfgeschossen wurde gar kein Gebrauch gemacht, man rückte sich zu Leibe und kämpfte mit dem Schwerte. Geschlossen eilten die Sueben vor und deckten sich gegen die feindlichen Schwertstreiche mit den Schilden. Da kletterten die. Römer auf das Schilddach hinaus, rissen die Schilde auseinander und verwundeten die Feinde von oben herab. Blutig wurde gestritten. Die Kriegskunst der Römer und ihre bessere Bewaffnung trugen den Sieg davon. Die Germanen flohen eiligst zum Rheine. Nur wenige retteten sich durch Schwimmen oder aus Kähnen ans andere Ufer. Unter diesen war auch Ariovist, der auf einem kleinen Fahrzeuge über Seit Strom fuhr. Ariovist hatte zwei Weiber, beide kamen auf der Flucht um. Von seinen zwei Töchtern wurde die eine gefangen, die andere niedergehauen. Als die Kunde von der Schlacht über den Rhein kam, traten die Sueven, die schon an den Fluß vorgedrungen waren, den Rückzug nach Hanse an. So wurden die Römer Herr des Elfasses. Diese Schlacht wurde im Jahre 58 vor Christus wahrscheinlich bei Sennheim aus dem Ochsenselde geschlagen. Acht Jahre lang kämpfte Cäsar in Gallien: von 58—50. Das ganze Land zwischen dem Atlantischen Ozean und dem Rheine kam unter die römische Herrsch äst, auch Lothringen wurde damit ein Bestandteil des römischen Reiches. 3. Das Reichsland unter römischer Herrschast. Da schon zur Zeit Cäsars germanische Stämme aus dem linken Rheinufer saßen, nannten die Römer das Gebiet längs des Rheines von Basel bis Koblenz Provinz Obergermanien. Lothringen wurde zur Provinz Belgien gerechnet, deren Hauptstadt Trier war. Der günstige Einfluß der neuen Herrschaft zeigte sich bald nach manchen Seiten. Gut gepflasterte römische Straßen durchschnitten das Land in verschiedenen Richtungen. Von Basel gelangte man auf der Hauptstraße nach Ca mb es oder Kembs. An derselben Straße drei Stunden nordwärts lag ©tabula oder Banzenheim. Dann zog sich die Straße nach Altbreisach, das damals noch auf dem linken Rheinufer lag. und von da nach Argentovaria oder Horburg. Derselbe Weg führte nordwärts nach Helvetus oder Eli und dann nach Straßburg. Von hier zweigte sich eine Straße nach Norden über Lauterburg nach Rheinzabern ab und eine andere über tres Tabernae oder Zabern, Saarburg, Dieuze, Deline nach Metz. Diese Straßen samt den neugegründeten Städten belebten bald

4. Bergers Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 271

1902 - Karlsruhe : Lang
— 271 — Bürger selbst ihre Wälle, Türme und Mauern niederreißen. Mit der Freiheit von Colmar war es zu Ende. Diese Wegnahme von Colmar, bald darauf auch die von Schlettstadt und Weißenburg, fällt in die Zeit, in welcher der Kaiser im Bunde mit Holland und Spanien mit Ludwig Xiv. einen Krieg führen mußte. Man nennt diesen den zweiten Raubkrieg. Denn um Länder mit Gewalt wegzunehmen, zu rauben, hatte ihn der französische König unternommen. In diesem Kampfe standen treu zum Kaiser Karl Iii., der Herzog von Lothringen, und Friedrich Wilhelm, der große Kurfürst von Brandenburg. Das deutsche Elsaß wiederzuerobern, sahen diese als ihre Hauptausgabe an. Der große Kurfürst erschien mit einem Heere von 20000 Mann am Rheine. Unter dem Jubel der Bevölkerung hielt er im Jahre 1674 in Straßburg seinen Einzug. Nach Bereinigung der kaiserlichen, brandenbnrgischen und lothringischen Truppen war die Lage des französischen Generals Türenne sehr gefährlich. Er zog sich deshalb vor der Übermacht über die Zaberner Steige hinter die Vogesen zurück. Die Deutschen glaubten sich sicher und bezogen sorglos Winterquartiere. Allein Türenne ruhte nicht. Trotz des Winters zog er jenseits der Vogesen nach Süden. Plötzlich kam er im Dezember 1674 über Belfort aufs neue ins Elsaß und besiegte die Kaiserlichen bei Ensisheim. Dann rückte er nach Norden. Auf die Nachricht vom Herannahen der Franzosen stellten sich die Verbündeten (angeführt von dem kaiserlichen Feldherrn von Bonrnoville, dem Kurfürsten von Brandenburg und dem Herzog von Lothringen) zwischen Colmar und Türkheim auf. Vor sich hatten sie den Logelbach; der rechte Flügel wurde durch das Gebirge, der linke durch die Stadt Colmar gedeckt. Starke Verschanzungen mit zahlreichen Geschützen machten ihre Stellung unangreifbar. In dieser Not wußte sich aber Türenne zu helfen. Er zog über Egisheim, wo er übernachtete, auf ungebahnten Wegen, in tiefem Schnee längs des Gebirges durch Hohlwege*) und marschierte hinter Winzenheim vorbei in das Münstertal. Sofort nahm er Türkheim. Von hier aus griff er die Verbündeten von der Seite an. Ihre feste Stellung nützte ihnen jetzt wenig. Nach vier Stunden war der Kamps zugunsten der Franzosen entschieden. Es war am 5. Januar 1675. Noch vor Ende des Winters sahen sich die Verbündeten genötigt, über den Rhein zurückzugehen. Auch der große Kurfürst mußte das Land verlassen. In Straßburg traf ihn neues Unglück; hier starb ihm sein Sohn. Zu dem^chmerz über den verlorenen Feldzug, über den Verlust seines Sohnes kam plötzlich die Nachricht, daß die Schweden in sein Land eingefallen seien. Sie waren von Ludwig Xiv. dazu *) Nicht über das Gebirge.

5. Bergers Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 315

1902 - Karlsruhe : Lang
Hauptdaten aus öcr Geschichte Elsaß-Lothringens. 58 u. Chr. besiegt Cäsar Ariovist aus dem Ochsenfelde bei Sennheim. 357 besiegt Julian die Alemannen bei Straßburg-Hausbergen. Um 400 besetzen die Alemannen das Elsaß, die Franken Lothringen. Um 590 gründet der hl. Leobard das erste Kloster' Maursrnünster. 496 besiegt Chlodwig diealemannen bei Zülpich; Elsaß kommt unter die Herrschaft der Franken. 720 stirbt die hl. Odilia, die Tochter des Herzogs Attich. 776 sammelt Karl der Große den Heerbann in Schlettstadt und zieht von da nach Italien. 843 Vertrag zu Verdun, 870 Vertrag zu Mersen. 1015 beginnt Werner, Bischof von Straßburg, den Bau des Münsters. 1049 wird Bischof Bruno von Tull (Egisheim-Dagsburg) Papst. 1164 wird Hagenau eine freie kaiserliche Stadt. 1262 siegen die Ltraßburger über Bischof Walter bei Oberhaus-bergeu. 1275 Erwin von Steinbach. 1356 Goldene Bulle. 1439 Turm des Straßburger Münsters beendet. 1439, 1444 Armagnaken. 1474 Peter von Hagenbach gefangen. 1525 Niederlage der Bauern bei Lupstein und Scherweiler. 1529 Einführung der Reformation in Straßburg. 1552 kommen Metz, Tull und Verdun an Frankreich. 1638 nimmt Bernhard von Weimar Breifach. 1648 Westfälischer Friede. 1673 wird Colmar französisch. 1675 Schlacht bei Türkheim. 1681 wird Straßburg französisch. 1736 erhält Lothringen der Polenkönig Stanislans Leszinskh. 1766 fällt Lothringen an Frankreich. 1798 wird Mülhausen französisch. 1871 wird Elfaß-Lothringen dem Deutschen Reiche wiedergewonnen. <3eorg-Eckert-!nstituf für internationale Schulbuchforschung Braunschwelg Schulbuchbibliothek

6. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 357

1906 - München : Oldenbourg
67. Johann Konrad Grübet als Chronist des Lüneviller Friedens. 357 Es war gerade um die Zeit des Weihnachtsmarktes, wo die Nachbarschaft auf etliche Stunden im Umkreis nach Nürnberg zu kommen und reichlich einzukaufen pflegte. Dan haut mer g'sagt, Franzus'n senn Ner noh a Stund von höi; Dau iß scho Manch'n wur'n nau, Mir ah, ih waß rtiht roöt. Und, leider! sell'n Nammittog, Su niht goar lang nauch Jwa, Dau senn's scho draus g'wöst vur'n Thur, Und drin halt ober ah. Bald ist jedes Haus mit Soldateu überfüllt; die herrischen Gäste verlangen das Beste aus Küche und Keller und zu alledem ist es nichts mit dem Weihnachtsmarkt, der Handel steht still, man nimmt keinen Kreuzer Geld ein. Da verbreitet sich nach einigen Tagen die Kunde vom Anmarsch der Kaiserlichen; am 17. Dezember rücken die Franzosen aus; am 18. und 19. hört man das Schießen bis in die Stadt; von der Burg aus läßt sich der Kampf beobachten. Dau haut mer ganzi Wög'n vuhl I'nacht's noh Blesseirti braucht (gebracht) ; Und dös noh in der gräuht'n Költ. Su mer’n die Menschen plaugt! Vom Samstag bis zum Moutag ziehen sich die Franzosen allmählich hinter Nürnberg zurück, die Reichstruppen werden von den Bürgern mit Jnbel empfangen und verpflegt. Nun gibt es doch noch einen „Kiudlesmark" und frohe Chriftbescheruug! Aber schon am andern Weihnachtsfeiertag wendet sich das Blatt, die Kaiserlichen räumen die Stadt wieder den Franzosen. Bor-Einquartierung denkt niemand ans Neujahrwünschen; sogar in schmalen Hausgängen sind Pferde eingestellt. Zwei Faschingsbälle, die von den Franzosen mit großem Geschick veranstaltet werden, bringen einige Zerstreuung in der traurigen Zeit. Nau'n neuzehnt'n Februar Ba der Paradi noh, Dau haut ka Mensch on Fried'n denkt, Ka Wurt niht g'red't dervoh. Aff amahl werd a Cärma bau Und aff franzöisch a G'schra Von Republik und Bonapart Und Vivat ober ah. Die Stadt wird illuminiert, die ganze Nacht wird geschossen. (Bott Lob! ’n Fried'n häit'n mer öiz! Haut ans zon Andern g'sagt: Wöi's ober halt noh weiter geiht Und tvos mehr mit uns macht! ? Einem Pariser Kommissär muß die Stadt wertvolle alte Bilder und Bücher ausliefern und endlich, 5 Wochen nach der Friedensfeier, am 30. März,

7. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 213

1906 - München : Oldenbourg
39. Ein bayerischer Reitergeneral im Dreißigjährigen Kriege. 213 Im folgenden Jahre (1636) stieß Werth mit 11 bayerischen Regimentern — 5 zu Fuß, 5 zu Pferd und 1 Dragonerregiment — zu dem Kardinal-infauten Thomas von Savoyen um von den Niederlanden aus einen Vorstoß ins Herz von Frankreich zu machen. Bei Capelle vereinigen sich Werth, Piccolomini und der Herzog Franz von Lothringen mit dem Kardinal-infanten, der mit spanischen Truppen diese Stadt belagerte. Capelle kapitulierte. Auf die Nachricht, daß der Gras vou Soissous mit 8000 Mann und 5 Geschützen in La Fere liege, rückte Werth mit 3000 Pferden an Guise vorüber um den Grasen zu überfallen. Werth hatte schon mit seinen Dragonern einen „Paß" geöffnet, als die spanische Reiterei plötzlich „tornetetta" machte. Hierdurch war sein Auschlag vereitelt. Werth erobert hierauf Ribemont, rückt wieder bei der Armee ein und wohnt der Eroberung von Catelet bei. Nachdem er den Übergang über die Somme zwischen Bray und Corbie forciert hatte, vernichtete er das Regiment Raymond. Dann verfolgte er die Franzosen mit einigen tausend Pferden, ereilte ihre Nachhut bei Noyon, hieb 150 Mann nieder, eroberte 2 Standarten und machte viele Gefangene. Der Feind zog nach Compiegne, wo er sich verschanzte. Am 1. September vernichtete Werth das Regiment Psartcy zwischen Compiegne und Montdidier und am 2. eine Kompagnie Kürassiere, „so sich zu Paris von des Königs Gesindlein zusammengeschlagen". Werths Name verbreitete solchen Schrecken, daß sich ein großer Teil der Bewohner von Paris nur hinter der Loire sicher glaubte und aus der Hauptstadt floh.1) Paris wäre mit leichter Mühe erobert worden, wenn der Kardinalinsant dem Rate Werths gefolgt und statt sich vor Corbie aufzuhalten den Schrecken in Paris benutzt hätte. Als aber Richelieu sah, daß die Gefahr, welche Paris bedrohte, nur von einigen tausend Reitern, die sich in der Umgebung *) „Vorläufer des „Marschall Vorwärts" schlug er dein Kardinalinsanten vor stracks auf Paris loszugehen und auf dem Louvre den kaiserlichen Doppeladler aufzupflanzen. Schon verbreitete sich der Schrecken vor den wilden bayerischen Reitern bis in die Hauptstadt und die von Paris nach Süden und Westen führenden Landstraßen bedeckten sich mit Fliehenden. In dem Volksliede: »Petits enfants, qui pleurera? Voici Jean de Vert, qui s’avance !< lebt noch heute in Frankreich das Andenken des schrecklichen Reitergenerals fort: > Jean de Vert ötant un brutal, Qui fit pleurer le roi de France, Jean de Vert ötant gönöral A fait trembler le Cardinal. < Den Ruhm; der 1870 den kühn vorausschwärmenden Ulanen in denselben Gegenden zu teil ward, haben in diesem pikardischen Feldzuge von 1636 die bayerischen Reiter geerntet." Siegm. v. Riezler, Gesch. Bayerns V, S. 515.

8. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 610

1906 - München : Oldenbourg
610 129. Das Lied vom von der Tann. und vor unserem kommandierenden General defilierten, die Köpfe nicht hängen. Im Gegenteil! Frei konnten wir trotz der Lumpen, die uns kleideten, trotz der zerrissenen Stiefel, die kaum mehr die Füße bedeckten, trotz der klepperdürren Rosse, auf denen wir ritten, seinem festen Blick begegnen, denn ein erhebendes Bewußtsein durchwogte uns alle und wir lasen die Bestätigung davon in seinem Auge, das stolz auf seinen Bayern ruhte und es deutlich aussprach: „Ihr habt euere Pflicht erfüllt bis aufs äußerste!" Das Korps von der Tann blieb nunmehr bis zum 24. Dezember in Orleans mit Ausnahme der oben erwähnten Truppen. Es erholte sich in dieser Zeit und war, als es im Januar bei der Belagerung der Hauptstadt wieder Verwendung fand, bei frischen Kräften. Durch den Abzug der Bayern nach Orleans löste sich deren engere Verbindung mit jenen preußischen Divisionen, mit denen sie im Süden von Paris so manchen Sieg erfochten, so manches Ernste durchgemacht. Treue Kameradschaft hatten wir gefunden und gewahrt; gleicher Opfermut, gleiches Streben hat uns Bayern von Iller, Lech, Isar, Inn und Donau, aus den südlichsten Gauen des Reiches mit den Mecklenburgern und Hanseaten des äußersten Nordens, mit den Thüringern und Hessen der Mitte und mit schlesischen, pom-merschen, posenschen und preußischen Reitern des Ostens vereint; wir haben uns gegenseitig kennen und achten gelernt und wir haben empfunden, daß wir alle zu einem großen, mächtigen Volke gehören, daß wir alle nur eine Heimat haben, unser geliebtes deutsches Vaterland. Von ihnen jeder ist ein Held, Sie stehen auf dem Siegesfeld Vom ersten Tag an sichtbarlich. Hier hat der Sänger nur zu preisen, Auf Opferleichen hinzuweisen, Und betend zu verhüllen sich. (Martin Greif.) 129. Das Lied vom von der Tann. Von Franz Trautmann.x) En avant, rnarchons, en avant, rnarchons, Liebe Bruder von dere grrrande Nation! Wire sein sie sicher der Victoire, Wire hab' sie schone unserige Gloire! La la Gloire, la Gloire, la Gloire, la Gloire, La Gloire, la grande Victoire! Wire fürcht' sie keiner Preuß-?oltron8, Wire fürcht’ sie keiner Herr Saxons, Keiner Bademann, Würtenberbouregois, Keine böse, blauer Bavarois! !) „Aus der Kriegszeit 1870", S. 30. Berlin 1870, Fr. Lipperheide.

9. Praxis des heimatkundlichen Unterrichts - S. 190

1912 - Hannover-List [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
— 190 — Wenn ein Fuhrmann einsam auf der Straße dahinsuhr, konnte es geschehen, daß die Pferde plötzlich wie angewurzelt stehen blieben. Kein Zuruf noch Antrieb brachte sie von der Stelle. Dann nahm der Fuhrmann eine Wagenrunge, schlug damit vor die Deichsel und sprach: „Düwel, wenn du do vo siß, dann goh do vo denne!" Nun zogen die Pferde wieder an. Hatte jemand Warzen auf den Händen oder im Gesicht, dann wusch er im fließenden Wasser während des Leichengeläutes die betreffende Stelle und sprach dabei: „Wordel, Wordel wik, se verlüdt en Lik, se verlüdt en Danen in't Graww, wasket mi de Wordeln af." 54. Sa^en. Die Sage vom W e r w o l f. In der Nähe eines Bauernhauses hatte sich seit langer Zeit ein Pech- schwarzer, großer Hund mit glühenden Augen gezeigt. Er lag immer an dem Wege, der durch den Hagen führte. Ängstlich mieden die Leute den Pfad. Einmal wollte die Frau aus dem Kötterhaufe im nahen Bache Wäsche spülen. Da ninßte sie an jener Stelle vorbei. Das Herz pochte ihr, als sie mit der Karre voll Wäsche an den Busch kam. Beherzt aber fuhr sie auf den schattigen Durchgang zu. Da knackte es im Gezweig, und vor ihr stand das schwarze Tier mit den unheimlich leuchtenden Augen und knurrte sie au. Mit lautem Aufschrei lief das Weib auf den Hof zurück und brach dort ohnmächtig zusammen. Bewußtlos trug mau sie zu Bett. Erst nach langen, bangen Wochen genas sie wieder. 55. Gütersloher Mundart. Sunnerbuern, Kattenbuern unn wat süs dato hairt. Dat Niggefte ut Gützel van W. Ulenspegel. Na, Willem, siä Hennerich Striewisch, godden Dag auf, wo kümmest du denne? Dat wick di seggen, siä Willem Füchtenschnieder, ick sin in'n niggen Dorpe wirn. So? Wat hefte do dohn? Ick Hess Felle verkofft. Auf gott betalt kriageu? Ne, dat just nich, de Lüe hault de Pennige so faste, as wenn et Gold wör. No, so'n betken hefte doch gewisse verdent. Kumm, laut us tohaupe gohu, süh, da achter is Jmmelwärth, wi wollt us no sonnen Lütkeu mitniamen. Jan, ick schlo in.

10. Praxis des heimatkundlichen Unterrichts - S. 191

1912 - Hannover-List [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
— 191 — De Beeden gungen dann tohanpe innt Wärtshus von Jmmelwärth in Ovenwiee. De Disk was so blank as de Schöttel, wenn de Pankoken drup kümmt. An'ne Wand Heng dat anle Beld von de hillige Dreenigkeet.. De Möbels wären süs ölle nigge nn makten de Stnawe orntlich vornehm unn wacker. As Hennrich unn Willem inträen, was just no so'n annern Handelsmann in'n Huse unn drank sick'n Bonnevie. Bringt mi auk'u son Glas, siän de Beeden, dat döht enen god, wenn men so lange Up de Beene is. Na, wat gifft Nigges, frog de Warth. Ja, wat fallt giaweu, segg Willem, inn'n niggen Dorpe giff'et min Liawe nix Nigges, timmern unn Hüser richten is do kenne Mode mer unn dat eenzige, wat do passeert, dat siud de Schliageriggen, de kummt do fakeu vür. Jo, do hef ick öll mauges von hairt. Awer in Verl, segg Hennrich, do is mehr los, do tüht nu de „Kultur" inn. Kinners, erbame di, wo süht dat nu anners do nt as vor siftig Johren. Hungern motzten se domols de Verler Lue, unn nu wäßt'n ölles üawern Kopp. Jau de Chosseen und di nigge Bahn Hess de Lue Wahne god dauhu. Na, saß sehn, ut Verl wäd no n' tweedet Gützel. De Gützeler kriggt ehr Water nu öll van Verl, ower dat duert nich lange, dann könnt se dat annere men auk dodenne Halen. Schwieg stille, Awelhans, du bis jo unwise, siü Willem, tiagen Gützel kann keen Menske upkuamn unn wenn de Rewwersken unn Jsselhorstken Buern sick dreemol tosammen doht, unn wenn de Handelslüe van Rheie unn Wembrügge unn Rewwerge tohaupe kuamt, se köuut doch nix utrichteu. Lot dat Prohlen sin, siä Hennrich, un nam so'n lütken Schluck. Jo, Herr Aulewisker, siä he, dat uiggeste awer is doch, dat de Bueruuamens bi Gützel nu uphairn söllt unn ganz nigge daför insett't wörn. Wat? Ne, dat kann nich stimmen, du hest di wol verhairt. Unn ick segget di, et is so, et Hess nülich in de Seitnng stöhn, t>e Buern söllt nu uiggemodsche Namens Hebben. Wat sor weke denn? Jo, süh hier, da stoht se, kannst du dat verstohn? Ick nich, jo wat sall ut Gützel wern, wenn dat kenne Sunner- unn Kattenbnern mehr giss? Jo, dann nemm wi use Sebbeusaken unn teeht na Bielefeld hen. Men sachte, so wit sin wi no nich. Awer segg mi ens, Willem, wat bedüet de aulen Namens eegentlich? Da kann ja keen Menske mehr ut klok weern. Dat wick di seggen, Hennrich. Süh, toerst fangt wi met Kattenstroth an. Weeste denn nich, dat Lütkewinkelmann vor dertig Johren sonne graute Kütten fangen hesf, de bi sinen Honnern was? Se satt ümmer inne Nawerfchast uppe Baime unn wör en graut un stark Dier. Na, siä Hennrich, mit sonne Lusekatteu will ick lewer nichts to dohn Hebben, de kann bieten un kratzen as die Düwel. Jo, da müaget woll
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